projekt. W I E Berlin
titel.
laufzeit.
projektpartner.
ausstellung.
Geschichten von Flucht- und Fluchthilfe zur Zeit der Deutschen Teilung in Virtual Reality
08.2018 - 03.2020
projektbeschreibung.
Für Deutschland ist kaum eine Epoche so prägend, wie die Zeit der Deutschen Teilung. Das Projekt W I E Berlin ist eine Virtual Reality (VR) Dokumentation über Flucht und Fluchthilfe von Ost- nach Westdeutschland und wurde erstmals im November 2019 anlässlich des 30jährigen Jubiläums des Mauerfalls / Friedliche Revolution ausgestellt. Hierfür haben wir mittels der neuartigen Volumetric Video Capture Technologie Interviews mit Zeitzeug:innen aufgenommen und ihre Erlebnisse in Virtual Reality nachgebildet. Die neue Technology erlaubt es uns, diese Geschichten von Mut und Entschlossenheit in einem immersiven Format erfahrbar zu machen. Das Projekt wurde im Rahmen des MIT Media Lab Berlin Workshops 2018 konzipiert. Während dieser Veranstaltung versuchte ein Team von internationalen Doktorand:innen, das Medium VR zu nutzen, um eine immersive Lernerfahrung zu schaffen. Im Laufe der folgenden Jahre befragten die Teammitglieder mit Unterstützung von Three Space Lab und Kulturprojekte Berlin weitere Zeitzeug:innen und stellte die Anwendung im März 2020 mit fünf der sieben Zeitzeug:innenberichte fertig.
projektumsetzung.
Dr. Burkhart Veigel - Fluchthilfe
SEQUENZ: In der Szene befinden Sie sich auf dem Fahrersitz eines umgebauten Cadillacs, während Herr Dr. Veigel ihnen erläutert, wie die Fluchtfahrten durchgeführt wurde.
PRODUCTION*:
PhD Scott Greenwald & Dr. Jakob J. Korbel
DIRECTION*:
PhD Scott Greenwald & Dr. Jakob J. Korbel
IMPLEMENTATION:
Gavin McDowell, Wiley Corning* & Simon Schwär*
ART*:
Dr. Jakob J. Korbel & Jovana Plavšić
Dr. Burkhart Veigel wurde 1938 in Eisfeld, Thüringen geboren und kam im Frühjahr 1961 nach West-Berlin, um an der Freien Universität Medizin zu studieren. Als er zum Wintersemester 1961 in die geteilte Stadt zurückkam, begann er damit, Menschen aus der DDR zur Flucht zu verhelfen. Bis Januar 1962 war er als „Starläufer“ in der sogenannten Girrmann-Gruppe aktiv, anschließend organisierte er zusammen mit einigen Kommilitonen eine eigene Fluchthelfergruppe. Gemeinsam gruben sie unter anderem Tunnel und bauten Autos zu Fluchtfahrzeugen um. Das Ministerium für Staatssicherheit beobachte die Vorgänge um Veigel genau und versuchte, ihn zu entführen. Daraufhin verließ Veigel West-Berlin und zog 1969 nach Hannover. Während seiner Zeit als Fluchthelfer verhalf er ca. 650 Menschen zur Flucht in den Westen. 1976 ließ er sich als Orthopäde und Sportmediziner in Stuttgart nieder. 2007 zog Burkhart Veigel wieder nach Berlin, um über die Vergangenheit der geteilten Stadt, speziell über Flucht und Fluchthilfe zu forschen. Daraus ist sein Buch „Wege durch die Mauer - Fluchthilfe und Stasi zwischen Ost und West“ und der Roman „FREI“ entstanden. 2012 erhielt er für die von ihm geleistete Fluchthilfedas Bundesverdienstkreuz am Bande.
INTERVIEW*:
Wiley Corning, PhD Scott Greenwald, Dr. Jakob J. Korbel, Simon Schwär & Robin Schweigert
*contributed equally
Joachim Rudolph - Flucht & Fluchthilfe
SEQUENZ: In der Szene erläutert Herr Rudolph den Ablauf der Flucht über die Grüne Grenze, während die Erzählung durch audiovisuelle Darstellungen begleitet wird.
PRODUCTION*:
PhD Scott Greenwald & Dr. Jakob J. Korbel
DIRECTION:
Luca Beisel
IMPLEMENTATION:
Luca Beisel & Wiley Corning
ART:
Luca Beisel
Joachim Rudolph stammt aus Ostbrandenburg, das seit 1945 zum heutigen Polen gehört. Er wuchs in Ost-Berlin auf und war als Vierzehnjähriger Zeuge des Volksaufstands vom 17. Juni 1953 sowie des Mauerbaus am 13. August 1961. Nach seinem Abitur machte er zunächst eine Lehre als Elektromontageschlosser im Reichsbahn-ausbesserungswerk Schöneweide, bevor er ein Studium in Dresden aufnahm. Nach dem Mauerbau reifte der Entschluss, gemeinsam mit einem Freund die DDR zu verlassen. Im September 1961 wateten beide von Schildow aus durch das Tegeler Fließ über die Grenzsperren Richtung Lübars. In West-Berlin angekommen, nahm er sein Studium wieder auf und schloss sich an der Technischen Universität Berlin einer Studierendengruppe an, die einen Tunnel unter der Bernauer Straße Richtung Ost-Berlin grub. Am 14. September 1962 gelang der Durchbruch und 29 DDR-Bürger gelangten durch den Tunnel, der deshalb den Namen „Tunnel 29“ trägt, nach West-Berlin. Nach dieser geglückten Aktion beteiligte sich Rudolph am Bau zweier weiterer Tunnel. Diese Vorhaben wurde vom Ministerium für Staatssicherheit aufgedeckt. Die Republikflüchtlinge sowie einige Fluchthelfer wurden verhaftet. 2012 erhielt er für die von ihm geleistete Fluchthilfe das Bundesverdienstkreuz am Bande.
INTERVIEW*:
Wiley Corning, PhD Scott Greenwald, Dr. Jakob J. Korbel, Simon Schwär & Robin Schweigert
*contributed equally
Marion - Flucht
SEQUENZ: In der Szene durchlaufen Sie die be-schriebene Flucht, ausgehend von dem Autobahnrasthof Michendorf bis hin zur Ankunft in West-Deutschland.
PRODUCTION*:
PhD Scott Greenwald & Dr. Jakob J. Korbel
DIRECTION*:
Wiley Corning, Scott Greenwald & Sara Lisa Vogl
IMPLEMENTATION:
Wiley Corning & Simon Schwär
ART:
VRHUMAN (Vladimir Ilic) & Wiley Corning
Marion ist in Sachsen-Anhalt geboren und aufgewachsen. Bereits mit 19 Jahren fasste sie den Entschluss, Ost-Deutschland verlassen zu wollen, da sie sich in der DDR eingesperrt fühlte und ihre Kinder später nicht in einem Staat großziehen wollte, der um seine Bürger einen Zaun gezogen hatte. Da sie nicht auf eine Weise flüchten wollte, bei der sie ihr Leben riskieren würde, ergab sich die Gelegenheit dazu erst nach Abschluss ihres Studiums. 1975 entschied sie sich mit zwei Freund*innen dazu, die Dienste eines Fluchthilfeunternehmens in Anspruch zu nehmen, dass DDR-Bürger für 10.000 D-Mark in Autos von Ost nach West-Deutschland brachte. Sie trafen sich am Autobahnrasthof Michendorf, auch die „Höhle des Löwen“ genannt, und fuhren von dort aus Richtung Helmstedt. Während der Fahrt stiegen die drei über die Rückbank in den Kofferraum. An der Grenze wurde das Fahrzeug kontrolliert, nicht aber der Kofferraum. In West-Deutschland angekommen, zog Marion nach einem kurzen Aufenthalt in Hamburg nach West-Berlin, wo sie bis heute lebt. Auf Grund eines Spitzels, der die Staatssicherheit über die Fluchtfahrten für 50 D-Mark
Kopfgeld informierte, wurden die drei darauffolgenden Fluchtfahrten an der Grenze aufgedeckt und die Flüchtenden, sowie die Fahrer zu Haftstrafen verurteilt.
INTERVIEW*:
Jerome Huber, Dr. Jakob J. Korbel, Sara Lisa Vogl
*contributed equally
Ralph Kabisch - Fluchthilfe
SEQUENZ: In der Szene wird der Bau des Tunnels 57, sowie der Ablauf und die Organisation der Flucht durch eben jenen beschrieben.
PRODUCTION*:
PhD Scott Greenwald & Dr. Jakob J. Korbel
DIRECTION:
PhD Scott Greenwald, Dr. Jakob J. Korbel, Gavin McDowell & Jovana Plavšić
IMPLEMENTATION:
Gavin McDowell & Dr. Jakob J. Korbel
ART*:
Jovana Plavšić, Gavin McDowell, Dr. Jakob J. Korbel & Raimundo Gonzalez
Ralph Kabisch wurde 1942 in Görlitz geboren und kam im Oktober 1961 nach West-Berlin, um dort sein Studium aufzunehmen. In der gerade geteilten Stadt fanden sich unter den Studierenden rasch jene zusammen, die ihren Freunden und Angehörigen zur Flucht aus der DDR verhelfen wollten. 1964 schloss er sich der Gruppe um Wolfgang Fuchs an, einem der bekanntesten Fluchthelfer, um seine Cousine aus Görlitz in den Westen zu holen. Gemeinsam arbeiteten sie mit rund 25 weiteren Studierenden am „Tunnel 57“. Nach sechs Monaten Grabungsarbeiten konnten 57 Menschen durch den Tunnel fliehen. Seine Cousine war jedoch nicht dabei. Anschließend war er an Fluchthilfeaktionen mittels eines umgebauten Cadillacs beteiligt. Bei einem dieser Fluchtprojekte bemerkte er am 18. November 1967, dass er beobachtet und verfolgt wurde; er brach daraufhin das geplante Vorhaben ab, wurde am 19. November verhaftet und verurteilt. Am 9. Mai 1968 wurde er auf Grund einer Amnestie entlassen und kehrte in die Bundesrepublik zurück. Er beendete die Fluchthilfe und begann nach Abschluss des Studiums seine berufliche Laufbahn, die ihn auch ins Ausland zu verschiedenen Bahn-Tunnelprojekten führte. 2012 erhielt er für die von ihm geleistete Fluchthilfe das Bundesverdienstkreuz am Bande.
INTERVIEW*:
Wiley Corning, PhD Scott Greenwald, Dr. Jakob J. Korbel, Simon Schwär & Robin Schweigert
*contributed equally
Sabine Braun - Flucht
SEQUENZ: In der Szene befinden Sie sich an der Prager Botschaft und treten anschließend die Ausreise von Prag in Richtung Hof an.
PRODUCTION*:
PhD Scott Greenwald & Dr. Jakob J. Korbel
DIRECTION*:
Wiley Corning, Scott Greenwald & Sara Lisa Vogl
IMPLEMENTATION:
Wiley Corning & Simon Schwär
ART:
Silvana Vásquez-Keller, Wiley Corning, Dr. Jakob J. Korbel & Simon Schwär
Sabine Braun ist in Mecklenburg-Vorpommern aufgewachsen und zog zum Studium und Arbeiten nach Ost-Berlin. Der Wunsch, die DDR zu verlassen, um die Enge des Landes hinter sich lassen, zu reisen und ihre Familie im Westen besuchen zu können, reifte bereits in den frühen 80iger Jahren. Einen Ausreiseantrag stellte sie jedoch nicht, da sie Repressalien fürchtete. Als sie am 23. September 1989 mit ihrem Lebensgefährten eine Reise nach Prag antrate, spürten sie sofort die explosive Stimmung in der Stadt. Tausende DDR-Bürger waren in Prag, um über das Kampieren auf dem Gelände der West-Deutschen Botschaft ihre Ausreise zu erzwingen. Sie entschlossen sich dazu, ebenfalls einen Weg auf das Gelände der Prager Botschaft zu suchen, was ihnen gelang. Am 30. September 1989 sprach Genscher zu den Botschaftsflüchtlingen und verkündete die Ausreise von Prag nach Westdeutschland. Daraufhin konnten die Flüchtlinge mit Zügen aus Prag ausreisen, allerdings durch das Gebiet der damaligen DDR, und trafen am 1. Oktober im bayerischen Hof ein. Nach einem Aufenthalt in Bayreuth flogen Sabine Braun und ihr Lebensgefährte von Nürnberg aus am 07. Oktober, dem 40. Jahrestags der DDR, mit dem Flugzeug nach West-Berlin. Aus dem Flugzeug konnte sie ihre alte Wohnung in Ost-Berlin sehen.
INTERVIEW*:
Jerome Huber, Dr. Jakob J. Korbel, Sara Lisa Vogl
*contributed equally
credits.
Executive Producer:
Project Team:
Special Thanks:
Support From:
Dr. Scott Greenwald, Three Space Lab Inc.
Dr. Jakob J. Korbel, TU Berlin
Luca Beisel
Wiley Corning
Raimundo Gonzalez
Jerome Huber
Taru Muhonen
Gavin McDowell
Diana Avramica
Cristina Dobre
Ariane Ecker
Ryuta Fujii
EyeEm Mobile GmbH
Paul Martin, HP Inc.
Jovana Plavšić
Simon Schwär
Robin Schweigert
Silvana Vásquez-Keller
Sara Lisa Vogl
VRHUMAN (Vladimir Ilic)
Klaudia Krawiecka
Alex Laiman
MIT Media Lab
Vive X Tel Aviv
Philipp Neuhaus